Klartext ist nicht Tacheles!
Klartext ist nicht Tacheles! Das sind zwei Paar Stiefel.
Klartext zu reden - das ist eine typische Führungsaufgabe. Die meisten Führungskräfte glauben auch, dass sie deutliche Worte sprechen. Oft wird aber Klartext mit Tacheles verwechselt und aus Sorge, dass man damit übers Ziel hinaus schießt, sagt man lieber nichts. Es wird also geschwiegen, wo es besser wäre, den Mund aufzumachen. Oder man sagt lange nichts, schaut zu, Frust baut sich auf und dann wird einmal Tacheles geredet. Alles, was man schon lange einmal sagen wollte, bricht sich dann manchmal in unangemessenem Ton, aber dafür mit Allmacht, Bahn.
Im Gegensatz zu Tacheles heißt Klartext, einen klaren Standpunkt einzunehmen, ihn zu erklären und ihn offen und unmissverständlich mitzuteilen. Das führt manchmal zu Diskussionen, fördert in diesem Moment vielleicht nicht die Stimmung und ist manchmal sogar ungemütlich. Aber Klartext und die Wahrheit bringt voran, Schweigen wirft zurück, löst keine Aufmerksamkeit und keine Entwicklung aus. Deshalb kommt es eben darauf an, nicht Tacheles, sondern Klartext zu reden. Dabei können Ihnen die folgenden Anregungen helfen.
1. Klarheit für sich selbst gewinnen!
Wer ein Thema verfolgen will, das ihm wichtig ist, muss sich zur Situation und den Fakten erst einmal selbst Klarheit verschaffen. Sie müssen wissen, wovon Sie sprechen und es hilft nicht, spontane und unüberlegte Meinungen zu verkünden. Also geht es darum, wenn man etwas beobachtet oder erfahren hat, zu prüfen: Was bedeuten diese Informationen? Was ist die Folge wovon? Wo sind Widersprüche? Was verstehe ich noch nicht? Worin bin ich mir sicher? Erst, wenn Sie Ihren Standpunkt gefunden haben, können Sie ihn mit Klartext vertreten.
2. Ehrlich sein!
Ehrlich sein heißt, zu sagen, was ist - nicht mehr und nicht weniger. Alle notwendigen Informationen, die helfen, die Situation zu beschreiben, gehören auf den Tisch. Dann können andere verstehen, warum Sie Ihren Standpunkt so einnehmen wie Sie es tun. Das bedeutet nicht, dass man "brutal" ehrlich sein muss. Der Grat ist schmal, ich weiß. Bleiben Sie klar, aber fair und freundlich. Sie brauchen Ihre Gesprächspartner schon danach wieder, um mit Schwung die besprochenen Themen anzugehen.
3. Seien Sie mutig!
Aus unbequemen Momenten, wenn man über eine Schwelle geht, entstehen Impulse. Situationen werden überdacht und können dann verändert werden. Ohne diese Impulse mit ihren unbequemen Momenten beim Verlassen der Komfortzone gibt es keine Entwicklung. Das ist leicht gesagt und bestätigt sich doch jedes Mal, wenn man es wieder getan hat - die eigene Komfortzone zu verlassen, damit auch andere bewegt werden.
4. Freundlich bleiben
Eben: Klartext ist nicht Tacheles. Wer Tacheles redet, redet sich leicht in Rage, wird überdeutlich und vielleicht auch laut. Er benutzt Worte, die abwerten, lässt Dampf ab ohne Rücksicht auf die Gefühle seines Gesprächspartners und wirkt von oben herab. Klartext geschieht auf Augenhöhe. Klartext darf auch konfrontieren, aber nicht verletzen. Klartext darf deutlich sein, aber nicht beleidigen. Klartext nimmt den Anderen ernst und löst damit auch Entwicklung und Veränderung aus.
Es kommt also darauf an, auf eine freundlich-konsequente Art so zu reden, dass andere wissen, woran sie sind, auch wenn es ihnen womöglich in diesem Moment nicht gefällt. Aber wenn wir als Führungskräfte nicht kommandieren, sondern mitnehmen und überzeugen wollen, dann hilft uns Klartext, nicht Tacheles!